Pressemitteilung des Initiativkreis 9. November

vom 08.11.2018

2000 Personen bei Gedenkdemonstration „Erinnern – Für eine offene Gesellschaft“ am 8.11.2018

Leipziger Zivilgesellschaft gedenkt der Novemberpogrome und stellt sich gegen Antisemitismus und Rassismus heute

Am Donnerstagabend kamen 2000 Leipzigerinnen und Leipziger in die Innenstadt, um der Novemberpogrome vor 80 Jahren zu Gedenken und gegen Antisemitismus und Rassismus heute zu demonstrieren. Der „Initiativkreis 9. November“ hatte unter dem Motto „Erinnern – Für eine offene Gesellschaft“ dazu aufgerufen. Sprecherin Rebecca Rahe zeigte sich zufrieden mit der Resonanz: „Von Familien mit Kindern bis hin zu älteren Menschen waren die Leipzigerinnen und Leipziger gekommen, zu gedenken und zu demonstrieren. Die Leipziger Zivilgesellschaft hat gezeigt, dass sie für eine offene Gesellschaft eintritt.“

Die Demonstration startete um 18.30 mit einer Begrüßung durch Küf Kauffmann, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinde, am Ariowitschhaus. Er bedankte sich bei den Demonstrationsteilnehmenden für ihre Solidarität. Am Partheufer gedachte die Demonstration den dort am 10.11.1938 zusammengetriebenen Jüdinnen und Juden mit Musik des Saxofonisten Michael Breitenbach, Kerzen und einem Tuch mit der Aufschrift „Mein Leipzig“.

Auch an den anderen Stationen der Demonstration, die mit Audiobeiträgen und Photoprojektionen jüdisches Leben in Leipzig hör- und sichtbar machten, blieben viele Demonstrant*innen stehen und lauschten aufmerksam den Erinnerungen von Zeitzeugen. Viele zeigten sich sichtlich bewegt. Gisela Kallenbach, Vorsitzende des Fördervereins Synagoge und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus e.V., sagte: „Sie gingen unter die Haut“.

Am Nikolaikirchhof wurde an den Schweigemarsch am 9.11.1988 gedacht, eine der ersten größeren, unabhängigen antifaschistischen Demonstrationen in der DDR. Dieser hatte die heutige Demonstration inspiriert. Gesine Oltmanns, die sowohl 1988 als auch heute eine der Organisator*innen war, sagte: „Daher setzen wir uns, wie damals, für ein offenes Land mit freien Menschen ein. Und damit ist und war nicht nur die Reisefreiheit und die Abschaffung der innerdeutschen Grenze gemeint, sondern eine solidarische Gesellschaft, in der es jedem Menschen möglich ist, unabhängig von Religion, Herkunft oder Geschlecht einen Platz zu haben.“

Zum Abschluss mahnte Ann-Katrin Düben von der „Sächsischen Landesarbeitsgemeinschaft – Aufarbeitung des Nationalsozialismus“: „Der Nationalsozialismus in Sachsen und seine gesellschaftlichen Folgen dürfen nicht länger heruntergespielt werden.“ Der Initiativkreis 9. November in Leipzig sei ein Zeichen der zivilgesellschaftlichen Stärke, es brauche jedoch mehr Unterstützung für sächsische Initiativen der historisch-politischen Bildungs- und Erinnerungsarbeit jenseits der Großstädte.

Am Ende der Demonstration legten viele Demonstrationsteilnehmende weiße Rosen und Kieselsteine auf den Stühlen des Synagogendenkmals nieder. Sprecherin Rebecca Rahe betonte: „Erinnern heißt, Verantwortung für das Heute übernehmen. Das haben die Leipzigerinnen und Leipziger heute Abend ernst genommen und ein klares Zeichen gegen neonazistische Tendenzen in unserer Gesellschaft gesetzt“.

Leipzig, den 8. November 2018 Initiativkreis 9. November

 

Der „Initiativkreis 9. November“ aus Einzelpersonen und Organisationen hat sich im Sommer 2018 gegründet, darin engagiert sind:
Aktion Sühnezeichen Friedensdienste – Regionalgruppe Leipzig, Chronik.LE, EnterHistory!, Frauenkultur e.V., Gedenkstätte für Zwangsarbeit, Grüne Jugend Leipzig, Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, Jüdisch-Christliche Arbeitsgemeinschaft, Jugend gegen Rechts, Jusos Leipzig, Gisela Kallenbach, Klett Kinderbuch Verlag, Kultur- und Begegnungszentrum Ariowitsch-Haus e.V. und Israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig, Naturfreundejugend Leipzig, Gesine Oltmanns, Prisma – Interventionistische Linke, Rasenballisten e.V., Roter Stern Leipzig, Sächsische LAG – Auseinandersetzung mit dem NS, Stiftung Friedliche Revolution, Synagoge und Begegnungszentrum Leipzig e.V., Peter Wensierski, Christian Wolff, VVN-BdA

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