Auslobungstext

Filmpreis 2012

Die friedliche Revolution im Herbst 1989 hat nicht nur Deutschland und Europa, sondern die ganze Welt verändert. In einem in der deutschen Geschichte beispiellosen Akt der Gewaltlo­sigkeit wur­den eine Diktatur und die deutsche Teilung überwunden.

Vor dem Hintergrund der Entspannungspolitik zwischen Ost und West, der Solidarnosc in Polen, der Charta 77 in der CSSR und der Politik von Glasnost und Perestroika in der Sowjetunion und der Friedensarbeit der evangelischen Kirchen in der DDR gingen die Menschen im Herbst 1989 mit dem Ruf "Keine Gewalt" aus den Kirchen auf die Straße. Doch "Keine Gewalt" war mehr als ein Ruf, es war Programm. Ohne den in den Kirchen gepredigten und gelebten Geist der Gewaltlosigkeit wäre die Revolution auf der Straße nicht friedlich geblieben.

Sehnsucht nach gesellschaftlicher Veränderung und engagiertem Bürgersinn waren Antrieb der Menschen, als sie unter dem Motto "Wir sind das Volk" friedlich für demokratische Verhältnisse demonstrierten und dabei ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Freiheit aufs Spiel setzten. Sie haben gezeigt, dass gesellschaftliche Systeme mit Zivilcourage gewaltfrei veränderbar sind.

Dieser Botschaft und diesem Geist ist die Stiftung Friedliche Revolution verpflichtet. Mit ihrem Filmpreis, der mit 2.500 Euro dotiert ist, will sie alljährlich im Rahmen von DOK Leipzig, dem Internationalen Leipziger Festival für Dokumentar- und Animationsfilm, einen Dokumentarfilm auszeichnen, der sich auf außergewöhnliche Weise mit dem Thema Demokratie auseinandersetzt und Menschen motiviert, selbst gesell­schaftliche Verantwortung zu übernehmen und Veränderungsprozesse anzustoßen.

Geehrt werden soll ein künstlerischer Dokumentarfilm, der das bürgerschaftliche Engagement von Menschen in aller Welt und ihr gewaltloses Ringen um Demokratie, Menschenrechte und die Partizipation an gesellschaftlichen Prozessen beispielhaft dokumentiert. Mit dem Filmpreis kann ebenso die Leistung von Regisseurinnen und Regisseuren gewürdigt werden, die ihren Film mutig und unter großem persönlichem Einsatz gegen alle Widerstände und alle Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit realisiert haben.

Die Festivalleitung von DOK Leipzig nominiert für den Filmpreis der Stiftung Friedliche Revolution aus den jährlichen Einreichungen künstlerische Dokumentarfilme von mindestens 25 Minuten Länge, die sich durch eine ausgeprägte Autorenhandschrift und einen überzeugenden Umgang mit den filmischen Mitteln auszeichnen. Gesucht werden Dokumentarfilme mit starken Geschichten und einem eigenwilligen Zugang, die ihr Thema auf ungewöhnliche und überraschende Weise umsetzen, die die Grenzbereiche des Genres ausloten und in ihrer Erzählweise das Potential haben, ein breites Publikum für das Thema Demokratie zu begeistern.