Pressemitteilung vom 2. November 2019

Film über Frauenrechte in Indien mit Filmpreis „Leipziger Ring“ geehrt

Stiftung Friedliche Revolution zeichnet bei DOK Leipzig „Girls of Paadhai“ von Natalia Preston aus

Leipzig. Die Stiftung Friedliche Revolution hat am Samstag, 2. November, in Leipzig die Berliner Regisseurin Natalia Preston für ihren Dokumentarfilm „Girls of Paadhai“ mit dem Filmpreis „Leipziger Ring“ ausgezeichnet. Der 90-minütige Film zeigt den Kampf von fünf jungen Frauen in einem südindischen Frauenhaus für ein selbstbestimmtes Leben in der von langer Tradition geprägten patriarchalischen Gesellschaft. Der Preis, der im Rahmen des Internationalen Leipziger Festivals für Dokumentar- und Animationsfilm vergeben wurde, ist mit 2.500 Euro dotiert.

In ihrem Film zeigt Preston die jungen Inderinnen vor allem im Konflikt zwischen der Erfüllung ihrer Pflicht und der Befolgung ihres Herzens. Das Zuhause gibt ihnen Bildung und Selbstvertrauen. Doch es ist ihr eigener Wille und ihre starke Persönlichkeit, die sie vor dem Nachgeben bewahren und retten. Die Entscheidung über den prämierten Film erfolgte erneut durch das Publikum. Zur Auswahl standen fünf Filme (siehe unten). Die Preisstatue übergab Rolf Sprink vom Kuratorium der Stiftung, der u.a. darauf verwies, dass es im 30. Jahr nach der Friedlichen Revolution besonders wichtig sei, sich für Gerechtigkeit, Frieden, Umwelt und demokratische Teilhabe zu engagieren. Die Sehnsucht nach einem „offenen Land mit freien Menschen“ sei so aktuell wie im Herbst 1989.

Natalia Preston ist in Berlin geboren und aufgewachsen. Sie hat nach ihrer Schulzeit zunächst Russisch in London, dann Betriebswirtschaft in Chicago studiert. Danach war sie in mediennahen Unternehmen wie IBM, Bertelsmann und der Hamburg Media School als Beraterin tätig. 2014 begann sie ein Studium an der FilmArche in Berlin, 2016 schloss sie zudem eine Ausbildung als Master in Cine Documental und Experimental an der Madrider Universität ab. Ihr erster Film, der zugleich auch ihre Abschlussarbeit bildet, trägt den Titel „Carmen“ und schildert den Alltag einer Straßenmusikerin aus Venezuela in der Metro der spanischen Hauptstadt.

Der Filmpreis Leipziger Ring ist in diesem Jahr zum neunten Mal vergeben worden. Die Stiftung würdigt mit dem Preis einen künstlerischen Dokumentarfilm, der bürgerschaftliches Engagement für Demokratie und Menschenrechte beispielhaft aufzeigt oder der unter großem persönlichem Einsatz und Mut des Filmemachers oder der Filmemacherin gegen Widerstände und Einschränkungen der Presse- und Meinungsfreiheit entstanden ist. Der Preis will an die vielen Menschen erinnern, die 1989 in Leipzig und in zahlreichen anderen Orten der DDR friedlich für demokratische Verhältnisse demonstriert und dabei ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Freiheit aufs Spiel gesetzt haben. Sie haben damit gezeigt, dass gesellschaftliche Systeme mit Zivilcourage gewaltfrei veränderbar sind.

 

Nominierungen für den „Leipziger Ring“ 2019

 

Exodus: Täglich wollen Tausende Afghanen ihr iranisches Exil verlassen. Im Rückkehrzentrum in Teheran trifft die Sehnsucht nach Heimat auf die iranische Bürokratie. Menschlich, komplex, augenöffnend.

Director: Bahaman Kiarostami/ Iran, 2019, 80’

Girls of Paadhai: In einem Frauenhaus im südlichen Indien stehen Mädchen vor der Entscheidung zwischen Ausbildung und früher Verheiratung. Doch wie viel Entscheidungsfreiheit erlaubt die Tradition überhaupt?
Director: Natalia Preston/ Germany, 2019, 90’

Spuren: Eine Spurensuche bei den Opferfamilien nach dem Ende des Prozesses gegen die Mittäter des selbsternannten Nationalsozialistischen Untergrunds. Ein Film über das Weiterleben – trotz allem.
Director: Aysun Bademsoy/ Germany, 2019, 90’

Tiny Souls: Drei syrische Kinder in einem Lager für Geflüchtete in Jordanien. Ihr Erleben von Flucht und Exil, begleitet in Empathie, aber auch ins andauernd Historische hinausweisend.
Director: Dina Naser/ Jordan, Qatar, Lebanon, France, 2019, 85’

We the People: Wie könnte es aussehen, wenn Bürgerinnen und Bürger wirklich gesellschaftlich mitreden? Das Dokument eines praktischen Experiments in Demokratie von unten – mit nachhaltigem Lernwert.
Directors: Claudine Bories, Patrice Chagnard, France, 2019

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